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09.02.2022

Promovieren und Gründen: Herausforderung und Perspektive

Unternehmensgründung während der Promotion? Noch ist es gar nicht so selbstverständlich. Zu voll der Terminkalender, Experimente stehen an, StudentInnen müssen betreut werden und im Kurs/Seminar muss man auch teilnehmen. Und taugt das eigene Projekt überhaupt etwas für eine Unternehmensgründung? Es gibt viele Gründe warum man den Weg in die Selbständigkeit gar nicht in Erwägung zieht bzw. gar nicht erst auf diese Idee kommt. Doch den Sprung zu wagen lohnt sich in den meisten Fällen. Mittlerweile gibt es auch viele Angebote, die solche Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft unterstützen.

Das Microbify-Team mit den Mitbegründern und Geschäftsführern Lida Dengler (2.v.l.) und Georg Schmid (3.v.l.) sowie den Mitarbeiterinnen Anja Kaul (l.) und Andrea Böllmann (4.v.l.)
Das Microbify-Team mit den Mitbegründern und Geschäftsführern Lida Dengler (2.v.l.) und Georg Schmid (3.v.l.) sowie den Mitarbeiterinnen Anja Kaul (l.) und Andrea Böllmann (4.v.l.)

Von dieser Erfahrung der Unternehmensgründung kann auch unsere Doktorandin, Linda Dengler vom Lehrstuhl für Mikrobiologie und Archaeenzentrum berichten. Linda Dengler gründete im April 2021 zusammen mit drei anderen NachwuchswissenschaftlerInnen die Firma Microbify GmbH. Die Firma setzt methanogene Mikroorganismen in Erdgasspeichern ein, um grünes Erdgas zu produzieren. Damit will die Firma alte Erdgasspeichern recyclen und sie als große, unterirdische Bioreaktoren nutzen. Diese Untergrundmethanisierung ist eine biologische Power-to-Gas-Anwendung, bei der methanproduzierende Mikroorganismen zum Einsatz kommen, die natürlicherweise in Erdgasspeichern vorkommen und für die Methanproduktion lediglich Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid benötigen. Das erzeugte „Bio-Erdgas“ kann anschließend in das bestehende Gasnetz eingeleitet werden und fossiles Erdgas ersetzen. Microbify leistet mit dieser Technologie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Das Team entwickelt außerdem biologisch-technische Lösungen für mikrobiologische Untersuchungen an Erdgasspeichern. Diese Speicheranlagen werden für die Umstellung auf eine Wasserstoffwirtschaft benötigt. Damit der Wasserstoff durch anaerobe Mikroorganismen nicht zu ungewollten Begleitgasen umgewandelt wird, untersucht das Team von Microbify die Speicheranlagen und prüft deren Eignung für die Speicherung von Wasserstoff. Für die mikrobiologischen Untersuchungen benutzt das Team eigens entwickelte Geräte und Verfahren, die noch in diesem Jahr patentiert werden sollen.  

Die Idee einer Start-up-Gründung entstand bereits zwei Jahre zuvor, als die Lehrstuhlinhaberin, Prof. Dr. Dina Grohmann vermehrt Anfragen von Unternehmen zu mikrobiellen Dienstleistungen und Forschungsarbeiten im Bereich Produktion und Speicherung von regenerativen Energieträgern bekam. Da die Kapazitäten des Lehrstuhls für diese Arbeiten nicht ausreichten, entschlossen sich Linda Dengler und ihre Mitstreiter, den Weg in die Selbständigkeit einzuschlagen. Es war natürlich mit vielen Herausforderungen verbunden: „Wie ich jetzt weiß gründet sich eine Firma nämlich nicht einfach so nebenbei, sondern kostet riiiichtig viel Zeit und Nerven“ – sagt Linda Dengler. Von der Idee bis zur Gründung vergingen 2 Jahre mit Recherche, Erstellung von Businessplänen, Suche nach Fördermöglichkeiten und neuen Teammitgliedern, Besuch von Infoveranstaltungen, Gesprächen mit potentiellen Kunden, Schreiben von Anträgen etc. Linda Dengler gibt ehrlich zu, dass die Promotion etwas darunter gelitten habe. Allerdings könne sie jetzt als Geschäftsführerin und Vollzeit-Mitarbeiterin ihrer Firma bestimmte Tage „freinehmen“, an denen sie sich nur ihrer Doktorarbeit widmet.

Obwohl Microbify ein junges Unternehmen ist, hat es bereits mehrere Preise in Gründerwettbewerben gewonnen. Im Juni 2021 belegte Microbify den dritten Platz im PlanB-Gründerwettbewerb in Straubing, im Oktober landete das Unternehmen im Top 7 beim Bio-Gründer-Wettbewerb in Dortmund, im November wurde dem Team der Hochschulgründerpreis der Universität Regensburg verliehen und dieses Jahr gewann das Start-up in der Kategorie „Value to Sustainability“ im CHEManager Innovation Pitch. Neben den vielen Auszeichnungen und Preisen konnte das junge Start-up bereits den Energiekonzern RWE als Kunden gewinnen. Linda Dengler mache es vor allem sehr viel Spaß, dass man fast täglich mit einem völlig neuen Bereich konfrontiert werde, mit dem man sich so gar nicht auskenne. „Aktuell hat jeder einzelne noch ganz ganz viele Hüte auf. Ich bin aktuell zuständig für: Projektmanagement in unserem größten Projekt (mit RWE!), Social Media/Homepage, Marketing/Design, Bewerbungen für StartUp Wettbewerbe, Rechnungsstellung, Onboarding, IT/Software und springe im Labor ein, wenn es grad stressig ist. Davon hat man im Studium jetzt eher wenig gelernt.“ Damit spricht Linda einen wichtigen Punkt an: Sie hätte sich während der Promotion mehr Veranstaltungen zum Thema Projekt- und Qualitätsmanagement gewünscht. Auch betriebswirtschaftliche Grundlagen sind für die Unternehmensgründung wichtig. Ihr Fall zeigt, dass solche Kompetenzen im späteren Berufsleben wichtig sein können, selbst dann, wenn man nicht die berufliche Selbständigkeit wählt. Um gerade diese Kompetenzen der Doktoranden bereits während der Promotion zu fördern, plant RIGeL eine Zusammenarbeit mit FUTUR, der universitätsinternen, fachübergreifenden Einrichtung zur Gründungsberatung. Mit Vorträgen und Workshops sollen die Weichen für den späteren Berufsweg außerhalb der akademischen Welt gestellt werden.

Die Gründung von Microbify wurde selbstverständlich auch durch die Lehrstuhlinhaberin, Prof. Dr. Dina Grohmann stark unterstützt. Auch auf die langjährige Erfahrung von Dr. Harald Huber in der Archaeenforschung kann das Team zurückgreifen. Besonders stolz ist das Team von Microbify, dass es Prof. Dr. Karl Stetter als Mentor gewinnen konnte. Prof. Stetter hat das Archaeenzentrum der Uni Regensburg aufgebaut, das er zu einem weltweit bekannten Forschungsstandort entwickelte. Durch die Gründung von Microbify kann die Expertise des Lehrstuhls für Mikrobiologie und Archaeenzentrum also nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, sondern auch jungen WissenschaftlerInnen eine Perspektive nach der Promotion geben.

Wir sind stolz auf unsere mutige RIGeL Doktorandin, Linda Dengler, die mit ihrem zukunftsweisenden Start-up den Sprung in die Selbständigkeit gewagt hat! Wir wünschen ihr und ihrem Team viel Erfolg und alles Gute!

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